Der Berliner Arzt Fritz Heinrich Lewy entdeckte 1912 Eiweiseinschlusskörper im Hirngewebe verstorbener Parkinsonpatienten. Die große Bedeutung seiner Erstbeschreibung konnte er damals noch nicht abschätzen: er hatte die später nach ihm benannten Lewy-Körper entdeckt, das histopathologische Merkmal der Parkinsonkrankheiten.

Sein Name ist heute mit den Parkinsonerkrankungen untrennbar verbunden.

Der Arbeitskreis Parkinsonsyndrome Berlin möchte an dieser Stelle an Lewy´s Leistung und seine beeindruckende Biographie erinnern.

Fritz Heinrich Lewy wurde 1855 als Sohn eines jüdischen Arztes in Berlin geboren. Er studierte Medizin in Berlin und Zürich. Danach arbeitete er in verschiedenen Arbeitsgruppen bedeutender Forschungslabore dieser Zeit: Ab 1905 am Internationalen Hirnforschungs- Institut in Zürich mit Constantin von Monakow, 1907-08 am Physiologischen Institut in Berlin mit M. Lewandowsky, 1908-10 an der Experimentellen Abteilung des Physiologischen Instituts der Universität Breslau. 1910 promovierte er in Berlin zum Doktor der Medizin. 1910-12 war er mit E. Kraepelin, A. Alzheimer, F. Nissl und W. Spielmeyer am Histopathologischen und Physiologischen Institut in München. Als Alzheimer Leiter des Histopathologischen Labors in Breslau wurde, folgte ihm Lewy 1912-14. Danach wechselte er in L. Edingers Labor nach Frankfurt/Main.

Im Ersten Weltkrieg war Lewy deutscher Militärarzt in Gebiet der Türkei.
Anschließend folgte 1919-32 seine Tätigkeit als Neurologe und Internist an der II. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin. 1921 habilitierte er, war ab 1923 außerordentlicher Professor der Neurologie und Inneren Medizin.
Er erkannte sehr früh die Bedeutung von Berufskrankheiten in der Industriegesellschaft, entwickelte den Gedanken von Prävention, Hygiene und Arbeitsmedizin und leistete geradezu Pionierarbeit auch bei der Entwicklung der Neurologie und Nervenheilkunde zum eigenständigen Fach. (Damals wurden neurologische Patienten in psychiatrischen oder inneren Kliniken versorgt). Es gelang Lewy, verschiedenste Gruppen wie Reichsinnenministerium, Arbeitsministerium, Reichsversicherungsamt, Reichsversicherungsamt für Angestellte, Stadt Berlin, Reichsverband der deutschen Industrie, Reichsverband der Arbeitsgeber, Landesversicherungsanstalten, Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, Gewerkschaften und andere mehr zu überzeugen von der Notwendigkeit eines eigenständigen Neurologischen Instituts zur besseren Patientenversorgung, aber auch Forschung und Weiterentwicklung der Arbeitswelt unter medizinischen Gesichtspunkten. Und es gelang ihm in der Weltwirtschaftskrise trotz fast sicherer Aussichtslosigkeit auch dessen Finanzierung.
So wurde er 1932 zum Direktor des neugegründeten Neurologischen Instituts Berlin am Hansaplatz.

Am 1. Juli 1933 wurde er aus rassenideologischen Gründen als deutscher Jude entlassen. Seine Tätigkeit in Deutschland wurde 1933 durch die Nationalsozialisten abrupt beendet.
Durch seine auch international beachteten Arbeiten bei der Erforschung von Berufskrankheiten (Bleivergiftungen) gelang es ihm, 1933 zunächst nach London, 1934 in die USA zu emigrieren, wo er ein bescheidenes Stipendium an der University of Pennsylvania School of Medicine in Philadelphia erhielt. Er legte 1936 das amerikanische Staatsexamen ab und änderte 1938 -1940 seinen Namen von Fritz Heinrich in Frederic Henry und Lewy in Lewey. 1943 konvertierte seine Mutter zu den Quakern, 1949 auch er und seine Ehefrau.

Im Zweiten Weltkrieg war er von 1943 -1946 Lieutenant Colonel in der U.S. Army und Consultant in neurology to the Surgeon General.

1946 kehrte er als Professor für Neuropathologie und Neuroanatomie an die University of Pennsylvania zurück.

Am 5.Okt.1950, starb H.F.Lewey im Alter von 65 Jahren an einem plötzlichen Herztod. Er ist in Haverford, Pennsylvania, beigesetzt.

Herr Lewey hat in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet und war seiner Zeit weit voraus. Seine Entdeckung der Lewy-Körperchen stellt auch heute noch die Basis dar für geradezu bahnbrechende neue Erkenntnisse wie z.B. die komplett neue Einteilung von Parkinson-Krankheitsstadien und Erkenntnisse zum Verlauf der Parkinsonkrankheit (nach Arbeiten von H. Braak und seiner Arbeitsgruppe).

Herr Lewey war einer der ersten, der die Bedeutung von Berufskrankheiten in der Industriegesellschaft erkannte. Er trieb die Entwicklung der Neurologie als eigenständiges Fach voran. Und es gelang ihm, auch in der komplett aussichtlosen Situation der Weltwirtschaftskrise, eine Klinik mit neurologischem Forschungsinstitut zu finanzieren.

Die Nationalsozialisten entzogen ihm 1933 abrupt die Lebensgrundlage in Deutschland. Er konnte dank seiner wissenschaftlichen Kontakte nach England und später in die USA emigrieren. Seine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Parkinsonkrankheit setzte er später jedoch nicht weiter fort.

Wir bedanken uns bei Prof. B. Holdorff, Prof. R. Dodel und Dr. Rodrigues e Silva für die geleistete Forschungsarbeit über Lewy und die freundliche Erlaubnis, ihre Ergebnisse hier verwenden und präsentieren zu dürfen.